Die Innere Brücke

Das herausragensde Bauwerk am Wasser ist  sicherlich   die   Innere   Brücke.   Eine gewaltige mittelalterliche Steinbrücke mit 10 Bögen überspannt die Maille und die zwei Neckarkanäle. Das einzigartige an ihr ist, dass sie von Häusern aus den verschiedensten Jahrhunderten geradezu überwuchert wurde. Damit steht die Innere Brücke in einer Reihe mit den bebauten Brücken wie dem Ponte Vecchio in Florenz oder der Krämerbrücke in Erfurt.

Als einziges Dokument der Erbauungszeit ist der Ablaßbrief von Papst Honorius IV aus dem Jahr 1286 erhalten, in dem jedem, der für den Brückenbau stiftete, 40 Tage Fegefeuer erlassen wurde. Möglicherweise bezog sich dieser Brief ebenfalls auf die Äußere, die Pliensaubrücke, die nur wenig später gebaut wurde. Somit zählen diese zwei Brücken zu den ältesten, nach der Regensburger Steinernen Brücke, in Deutschland. Leider wurde die Äußere Brücke in den sechziger Jahren für die Kanalisierung des Neckars zur Hälfte abgebrochen. Die   mittelalterlichen Bögen überspannen heute nur noch die B10.

 

Geschichte

Sicher gab es schon vor diesen zwei Steinbrücken Holzbrücken über den Neckar und noch früher überquerte man den Neckar durch eine Furt. Doch erst mit dem Bau der zwei Steinbrücken, die Hochwasser und Eisgang trotzten, war die Zukunft der Reichsstadt Esslingen gesichert. Als die Brücken um 1300 fertig waren, zogen über sie die Kaufleute auf dem Weg vom Rhein zur Donau. Esslingen wurde zur reichsten und größten Handelsstadt der Region. Bis zum Bau der neuen B10 entlang des Neckars benutzte  der  Durchgangsverkehr Stuttgart - Ulm also fast 700 Jahre diese Brücken. Wie damals üblich bekam die Brücke eine Kapelle, die dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Schiffer und Fährleute, geweiht ist. Nach der Reformation wurde die Kapelle aufgehoben. Von 1822 - 78 hatte Friedrich Dick, der Begründer der Messer- und Feilenfabrik, darin seine Werkstätte.

 

Türme und Tore

Gesichert war die Brücke durch den Brückenstaffelturm, auf dem heute das Haus14, Buchhandlung Schmidt, steht. Am Sockel des Hauses sind noch zwei Schießscharten zu sehen. Die zwei Stadttore die die Brücke zur Stadt abschlössen wurden schon im 18. / 19. Jh. abgerissen. An der Stelle des Finsteren Tors steht heute der Palmsche Bau. Das Barockpalais wurde 1711 für den Kaufmann Jonathan Palm fertiggestellt. Statt des   barocken Lustgärtchens hinter dem Bau lädt heute ein Biergarten zum verweilen unter Kastanien ein.

 

 

Häuser auf der Brücke

Besonders charakteristisch zeigen sich die drei barocken Häuschen auf den östlichen Pfeilern aus dem 18. Jh. Wo einst Handwerker ihre Werkstätten hatten, kann man sich heute ins Bistro setzen. In dem Häuschen von Tabak Barth war einst das erste Schokoladengeschäft Esslingens. Die drei Mohren erinnern noch daran. Die Innere Brücke war immer vom Handel bestimmt. Dieser Tradition blieb sie bis heute als zentraler Teil der Fußgängerzone treu. Der älteste Laden ist das Schreibwarengeschäft im Haus 18. Bereits 1855 verkaufte ein Buchbinder hier seine Erzeugnisse. Bis dahin waren Läden mit Schaufenster in Esslingen unbekannt. Die Innere Brücke endet am Fischbrunnenplatz, über die Jahrhunderte der Markt für die Neckarfische. Der heutige Brunnen erinnert allerdings an die tragische Geschichte des Postmichels der unschuldig hingerichtet wurde. In der Buchhandlung  gegenüber verbrachte Heinrich Hesse seine Lehrzeit.

 

 Wasser in der Stadt

Durch nichts wird die Altstadt von Esslingen so charakterisiert wie durch die Wasserläufe, die sie durchziehen, und die zahlreichen Brücken, die diese  überspannen. Wenn der Besucher oder der Esslinger Bürger an den Kanälen entlang spaziert, öffnen sich ständig wechselnde Perspektiven. Er findet Grünflächen zum verweilen und entdeckt verwunschene Winkel und alte Mühlräder. Die Kanäle wurden übrigens nicht künstlich angelegt, sondern sind die gefassten Altarme des Neckars.

 

 

 

 

 

 

Die Maille

Die Maille, der Esslinger Stadtpark, erstreckt sich zwischen dem Roßneckar und dem Wehrneckar. Dieses ursprüngliche Überschwemmungsgebiet wurde seit altersher von den Esslingern als Freizeitgelände genutzt. Seinen Namen hat es von einem Ballspiel, das in der Barockzeit aus Frankreich kommend modern wurde: Paille Maille. Auf Esslingerisch korrekt ausgesprochen wird die Maille übrigens <Malje>.

 

Der Kesselwasen

Den westlichen Teil der Insel zwischen Roßneckar und Wehrneckar nennt man Kesselwasen. Dieses Gebiet war seit dem Mittelalter so etwas wie das erste Industriegebiet der Stadt. Vor allem nutzten etliche Mühlen die Wasserkraft. Die drei Wasserräder am Mühlneckar, die früher zu einer Tabakmühle gehörten, sollen  künftig  umweltfreundlich Strom erzeugen. Ein Mahlstein der Mühle dreht sich noch heute im Geschäft Eberspächer.